Auspuff
Am Auspuff für Zweitakter scheiden sich die Tuning Geister. Ist der eine der Beste? Oder vielleicht doch ein anderer?
Bei dieser Frage ist ein kurzer Ausflug in die Zweitakter Tuning Theorie sicher hilfreich: Wie am Einlass sind auch am Auslass Schwingungen die treibende Kraft. Die erste Idee ist es, möglichst die ganzen Abgase aus dem Zylinder zu saugen, damit dort möglichst nur zündfähiges Frischgas für die nächste Zündung vorhanden ist. Bewerkstelligt wird das am einfachsten dadurch, dass nach dem Krümmer einfach ein Konus förmiges Rohr angesetzt wird. Sprich der Durchmesser des Auspuffs nimmt immer weiter zu. Hierdurch wird die gewünschte Saugwirkung erzielt. Wir müssen jetzt nurnoch genug Frischgas am Einlass reinpumpen und schon läuft die Kiste.
Nachteil dieses ersten Entwurfes ist die Tatsache, dass nicht nur das Altgas (Abgas) komplett abgesaugt wird, sondern bereits das über die Überströmkanäle nachströmende Frischgas. Das ganze bringt zwar durchaus Leistung, allerdings bei einem exorbitant hohen Spritverbrauch.
Wie wird dieses Problem also behoben?
Erste Möglichkeit: Wir saugen nur soviel Gas durch den Auspuff mittels des Konus ab, bis das Altgas komplett aus dem Zylinder draussen ist und das Frischgas gerade noch drinnen bleibt. Diese Lösung funktioniert Tatsächlich. Wir erreichen damit einen Füllungsgrad des Zylinders von annähernd 100%. Das bedeutet, der vorhanden Platz im Zylinder wird vollständig von zündfähigem Gemisch in Anspruch genommen. Und Sprit vergeuden wir auch keinen!
Allerdings nur bei einer ganz bestimmten Drehzahl. Denn der Auspuff saugt ja immer mit etwa gleichbleibender Geschwindigkeit das Gas aus dem Motor. Ist der Auslass bei 2000 Umdrehungen für eine Bestimmte Zeit T offen, so beträgt diese Zeit bei 4000 Umdrehungen nur noch die Hälfte. Dafür bei 1000 Umdrehungen das Doppelt wie bei 2000. Logisch - oder? Der Motor braucht bei 1000 Umdrehungen einfach länger, bis eine Kurbelwellenumdrehung gemacht ist als bei 2000. Somit wird bei 1000 Umdrehungen zu viel gesaugt, weil zuviel Zeit vergeht, bis der Auslass wieder geschlossen wird. Bei 4000 Umdrehungen wird wiederum zu wenig abgesaugt, da der Auslass viel zu früh wieder zu ist.
Aber auch dieses Problem kann gelösst werden. Zumindest mit einem Kompromiss:
Wir verändern unseren vorherigen Lösungsansatz dahingehend, einfach zuviel abzusaugen und das was zuviel war wieder zurückzuschicken. Es wird also eine Art Reflektor benötigt. Wir nehmen also unseren bisherigen, konischen Auspuff. An dessen Ende setzen wir noch einen Konus, allerdings verkehrt herum. Der erste Konus saugt also zuviel ab und der Zweite reflektiert einfach die Druckwelle. Dadurch wird ein Teil der Gassäule (am besten nur das Frischgas, das in den Auspuff gelangt ist) wieder zurück in den Zylinder gedrückt. Das ganze hat einen riesen Vorteil: wir haben nicht nur 100% Füllung im Zylinder, sondern auch gleich noch 10% oder gar 20% mehr, die wir zuvor mit in den Auspuff gesaugt und dann wieder zurück geschoben haben. Es darf aber nur dann zurück in den Zylinder geschoben werden, wenn die Überströmschlitze fast wieder geschlossen sind, sonst gelangt das heiße Gas in die Kurbelkammer. Das Ganze hat also, bei richtiger Abstimmung, regelrechte Turboladerwirkung für die Auslassseite. Nur einen Kompromiss müssen wir natürlich immernoch eingehen - das ganze wirkt nur in einem bestimmten Drehzalbereich. Nehmen wir extreme Steigungen für die beiden Koni, so haben wir eine extreme Leistungsspitze in einem Schmalen Drehzahlbereich. Bauen wir einen Auspuff mit zwei moderaten Koni, so ist das Drehzalband mit Turbowirkung breiter - aber der Effekt fällt geringer aus.
Welche Zweitakter Auspuffanlage ist jetzt die Beste?
Vereinfacht kann man folgendes sagen:
1.) Das Volumen der Anlage muss generell zum Hubraum des Motors passen, sonst wird entweder immer zuviel oder immer zuwenig Altgas abgesaugt.
2.) Je länger die Anlage wird, desto niederer liegt der Drehzahlbereich, in der der "Turbo" wirkt. (Das Gas hat zusagen länger Zeit)
3.) Je steiler die Konusse sind (je schneller der Durchmesser also zunimmt) desto schmäler wird das Drehzalband, aber desto stärker die Wirkung in diesem kleinen Bereich.
Folglich hängt es vom Einsatzgebiet des Fahrzeugs, Typ des Fahrzeugs (ist das Getriebe für einen hohen aber schmalen Drehzalbereich mit viel Leistung überhaupt geeignet - hat es genung Gänge?), und einfach den persönlichen Vorlieben hinsichtlich der Leistungscharakteristika ab. Genau danach richtet sich also, welcher (Tuning) Auspuff bzw. welche (Tuning) Auspuffanlage mit ihrer spezifischen Leistungsentfaltung sich für mein Tuning eignet.